Der Monat Oktober ist der Brustkrebsmonat
In Bayern erkranken jährlich rund 10.000 Frauen an Brustkrebs. Brustkrebs ist damit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.
Der Frauenbund Nöham nimmt an der Aktion des KDFB Landesverband Herzkissen für Brustkrebspatientinnen teil. Frauenbundmitglied Ursula Heldenberger ist selbst betroffen und erzählt ihre Krankheitsgeschichte.
In der halbjährlichen Kontrolle beim Frauenarzt wurde eine Stelle entdeckt, die der Frauenärztin nicht ganz suspekt war. Biopsie, Histologie, die Bestätigung: Brustkrebs. „Da hebts Dich total aus den Angeln, da denkst, du stirbst“, gesteht die Nöhamerin. Und dann der große Fehler: googeln. „Man kann gar nicht beschreiben, was man da fühlt“, erinnert Ursula sich.
Nach dem Gespräch mit dem Oberarzt wurde ihr der Behandlungsablauf erklärt. Heldenberger hat ihren Chef angerufen: „Ich falle jetzt ein paar Wochen aus“, hatte sie ihn informiert. Nichtsahnend dessen, dass aus diesen paar Wochen ein ganzes Jahr wird.
Bauchraum und Knochen wurden untersucht, dann der Therapieplan festgelegt. „Der Vorteil unserer Medizin ist der passgenaue Behandlungsplan“, freut Heldenberger sich. Am 19. Februar wurde der Tumor und Wächterlymphknoten entnommen. Ein Port für die Chemo folgte. Schon während der Operation wurde begutachtet. „Keine aktiven Tumorzellen in der Lymphe“, so das erfreuliche Ergebnis. „Da freust du dich dann schon, wenn du das Hemdchen lüftest und es ist noch alles da“, grinst die Patientin heute.
Zwölf leichte, vier harte Chemos folgten. „Die ersten waren ein Spaziergang gegen die zweiten“, weiß Ursula noch. Aufstehen, Bett machen – mehr ging nicht. Die Kraft war wieder am Ende.
Dann folgten Bestrahlungen. Ursula hatte sich gut mit Aloe gepflegt, ist mitunter dadurch ohne offene Verletzungen durchgekommen. Mittlerweile war es September.
„Wenn es mir gut ging, war es schön, mit Freundinnen was zu unternehmen“, erzählt Heldenberger. Dabei erinnert sie sich an einen Besuch im Dackelmuseum in Passau.
Das Essen schmeckte metallisch, leicht bitter. „Dir schmeckt nichts mehr“, gesteht die im gesunden Zustand genannte Feinschmeckerin. Die Schleimhäute waren kaputt. Eiskalten Schokoladenpudding aus dem Kühlschrank hatte sie geliebt. Heute bringt sie keinen mehr runter. Greisnockerlsuppe von ihrem Ehemann bereitet und Laugengebäck hingegen gehen wieder.
Dann wurde Heldenberger von einem Verein in München eingeladen. „Recover your smile“, heißt dieser. Mit dem Fundus wie vom Theater verkleidet und professionell geschminkt wurde ein Fotoshooting gemacht. „Alles kostenfrei“, freut Ursula sich. „Ich hab versucht, mir was Schönes zu schaffen, dass die Erinnerungen nicht nur negativ sind“, erzählt sie. Das sei es auch, was die Nöhamerin sich für die Zeit danach mitgenommen habe. „Me time schaffen“, dieses Gefühl sei geblieben. „Und dabei ist es mittlerweile auch egal, ob die Bude gesaugt ist oder nicht“. Fünf Tage Gardasee während der Krankheit gehörten zu dieser Zeit.
Als die Patientin fertig war mit Behandlungen, dann kam Corona. „Das hat mich wieder ausgebremst, in Sorge mit der Gesundheit versetzt“, erzählt die Nöhamerin. Essen gehen war nicht mehr drin.
Jetzt liegt das viereinhalb Jahre zurück. Alle drei Monate geht Heldenberger zur Nachsorge. „Da liegen die Nerven blank“, gesteht die Patientin. Und jedes mal heule sie, wenn die Ärztin sagt, dass alles in Ordnung sei. „Es gibt immer mehr Tage, wo ich in der Früh nicht als erstes an den Krebs denke“, freut das Frauenbundmitglied sich. Denn naturgetreu ist sie ein positiver Mensch, lustig und lebensfroh. Nun freut Ursula Heldenberger sich, wenn die fünf Jahre Remission vorbei sind. Dann hat sie gewonnen, den Krebs besiegt.
Noch gilt für sie der Schwerbehindertenausweis. Noch spürt sie die psychische Belastung, ist schneller erschöpft und nicht mehr so belastbar. Das Nervenkostüm ist dünner geworden. Auch Konzentration über längere Zeit ist nicht mehr wie vor der Erkrankung.
Heldenberger hat ihre Arbeitszeit reduziert. „Das sind Sachen, damit kann man leben, man arrangiert sich“, sieht sie positiv voraus.
„Es war nicht alles schlecht, ich hab viel Zuspruch erfahren von Menschen, wo ich es nicht erwartet hätte“,erzählt sie.
Dann holt Ursula ihr Herzkissen heraus. „Es unterstützt nicht nur als Lagerungshilfe, vielmehr ist es ein Seelentröster“, erinnert Ursula sich. „Jemand denkt an dich“, dies habe ihr geholfen. Ursula hat die Aktion der Herzkissennäherei im Frauenbund Nöham für eine ganz schöne Aktion gefunden. So ein Herzkissen zu bekommen, bringe Erleichterung. „Jemand, der mir was Gutes tun wollte, spielt in dieser schweren Zeit eine große Rolle“, betont sie.
Sie selber ist immer offen mit ihrer Krankheit umgegangen. In den öffentlichen Medien hat sie oft und viel ihrer Stimmung gepostet. Damit will sie aufrufen, dass Früherkennung so wichtig ist. Und das in jedem Alter, für jede Frau. „Der Krebs kennt kein Alter, keinen Unterschied“. Betont sie. Sie selber habe halbwegs gesund gelebt, nicht geraucht, mäßig Alkohol getrunken, sich bewegt. Ein paar Monate später und es hätte auch bei ihr ganz anders ausgesehen.
Außerdem wollte Heldenberger mit ihrer Offenheit der Gerüchteküche zuvorkommen.
„Die Zeit ist nicht schön, aber man kommt durch“, will sie ihre Kolleginnen trösten.