Sehen-riechen-schmecken: Der Frauenbund Nöham entdeckt die heimische Wildpflanzenvielfalt
13 Frauen informierten sich am vergangenen Samstag in einer vom Frauenbund Nöham organisierten und von der Kath. Erwachsenenbildung Altötting unterstützen Kräuterführung über das, was da so unscheinbar wächst und doch so viel Power hat und dabei auch noch wunderbar schmecken kann.
Eigentlich sollte es eine Kräuterwanderung rund um Nöham werden, aber bereits an der ersten Station, einer üppig blühenden, kniehohen und ungedüngten Wiese in Karin Pfnürs Vorgarten, gefiel es der zertifizierten Kräuterpädagogin und Volksheilkundlerin, Karin Müller aus Winzer, so gut, dass man kurzerhand beschloss, gleich hier zu bleiben. „Alles, was man am nötigsten braucht, geht vor der Haustüre auf“, leitete sie die zweieinhalbstündige Führung ein. Dennoch dürfe man nicht einfach in fremde Wiesen gehen, erlaubt seien ein Schritt hinein und einen Handstrauss voll zu pflücken.
Gepfückt wurde dann allerhand, die jungen Blätter der Scharfgarbe, die wegen ihrer Form auch Augenbraue der Venus genannt wird und als Heilsalbe oder getrocknet als Tee stark krampflösend wirkt und Rotklee, dessen Blüten durch viel Phytoöstrogen als Tee oder Salatzugabe hervorragend in der Menopause wirken. Dann der Spitzwegerich – auch als Wiesenpflaster bekannt, der voller Aucubin steckt und zerquetscht bis der Saft heraus tropft starke Heilkraft bei Wunden oder Insektenstichen hat und als Tinktur auch gerne gegen Husten genommen wird. Und natürlich die Brennnessel, die den gleichen Wirkstoff enthält wie Viagra, weshalb Frau Müller den Damen wohl empfahl „schaut´s, wie´s es bei euren Männern unterbringts“.
Noch vieles mehr, angefangen von der nur eine Nacht blühenden Nachtkerze mit ihrem milden, feinen Geschmack über Rosenblüten und Taglilien, die allesamt essbar sind, bis zum sog. Erd-Efeu, dem Gundermann, der als Kräutersalz zum Beispiel zu Kartoffelgerichten hervorragend schmeckt, ging die Suche und auch zu Frau Müllers „Lieblingsunkraut“, dem Giersch, der gewiss in jedem Garten wächst. Der Giersch, das sog. Zipperleinkraut hilft als Umschlag bei Gelenkschmerzen und Gicht und schmeckt fein gehackt auch statt Petersilie im Gemüse oder als Pesto sehr gut.
Aus den gesammelten Kräutern wurde Giersch-Limonade zubereitet, ein schmackhafter Frischkäsekräuterdipp sowie ein Wildkräuterpesto und eine köstliche Schafgarben-Tomaten-Butter. Es sei wichtig, dass die Kräuter probiert werden, erklärte Frau Müller, sodass man sieht, wie gut das alles schmeckt und wie einfach es zu sammeln und zuzubereiten ist.
Bei herrlichem Sonnenschein und gemütlich unterm Apfelbaum sitzend verspeisten die Teilnehmerinnen die schnell gemachten, aromatischen und gesunden Speisen mit Karin Pfnürs selbst gemachten Krustenbrot. Man könne sich sicherlich nicht von Wildkräutern ernähren, erklärte die Kräuterpädagogin, doch man könne seine Lebensmittel damit enorm aufwerten. Und Eva Reiter, die sich bei allen bedankte, war sich sicher, dass jeder nun wieder aufmerksamer durch die Natur gehen würde und regte an, vielleicht ein Stück des glattrasierten Rasens, das jeder zu Hause hat, doch durch ein Stück pflegeleichten, natürlichen Wildpflanzengarten zu ersetzen.